Vor etwa zwei Jahren sorgte die deutsche Streaming-Community für Aufsehen, als Gerüchte über eine neue Plattform laut wurden, die Twitch ernsthaft Konkurrenz machen könnte. Diese Plattform sollte angeblich nicht nur innovativ sein, sondern auch direkt die größten Namen der deutschen Streamer-Szene mit ins Boot holen. Zu den prominentesten Streamern, die angeblich ein Angebot erhalten hatten, gehörte MontanaBlack, einer der bekanntesten Namen auf Twitch im deutschsprachigen Raum. Nun, mit einigem Abstand, hat MontanaBlack mehr Details über die damalige Situation preisgegeben und klargestellt, warum er ein lukratives Angebot in Millionenhöhe abgelehnt hat.
Der Plan: Joyn als Alternative zu Twitch
Die Plattform, die damals als möglicher Twitch-Konkurrent gehandelt wurde, war Joyn. Joyn ist eigentlich ein Streaming-Dienst, der sich auf Serien und Filme spezialisiert hat. Doch offenbar hatte das Unternehmen ambitionierte Pläne, auch im Bereich des Live-Streamings Fuß zu fassen. Laut Aussagen von MontanaBlack sollte Joyn ein Angebot schaffen, das die etablierten Strukturen von Twitch in Deutschland ins Wanken bringen könnte. Besonders brisant: Es scheint, als habe Joyn gezielt versucht, die dominierenden Content-Creator von Twitch abzuwerben.
Hätten die Pläne funktioniert, wäre Twitch in Deutschland möglicherweise stark geschwächt worden. Ein Abgang vieler großer Streamer, die Millionen von Zuschauern binden, hätte die Attraktivität von Twitch erheblich beeinträchtigt. Die Idee war, ein neues Zuhause für deutsche Streamer und ihre Communities zu schaffen – mit besseren Konditionen und exklusiven Deals.
MontanaBlack: 9 Millionen Euro auf dem Tisch
In einem Livestream sprach MontanaBlack kürzlich darüber, dass Joyn offenbar „Millionenbeträge“ angeboten habe, um Streamer von Twitch wegzulocken. Er selbst habe ein Angebot über 9 Millionen Euro erhalten – eine Summe, die ihn durchaus ins Grübeln brachte. MontanaBlack ist bekannt für seine Offenheit in finanziellen Angelegenheiten und erklärte, dass es sich um einen verlockenden Vertrag gehandelt habe. Dennoch entschied er sich, das Angebot abzulehnen.
Die Ablehnung begründete er damit, dass er langfristig nicht überzeugt war, dass Joyn als Plattform funktionieren würde. Er vertraute darauf, dass Twitch weiterhin die dominierende Plattform für Live-Streaming bleibt, und wollte seine gut etablierte Position dort nicht aufs Spiel setzen. Zudem betonte er, dass für ihn nicht nur das Geld zähle, sondern auch die Plattform selbst, auf der er sich wohlfühlen müsse.
Der große Plan: „90 Prozent aller Creator“ im Visier
Eine der aufsehenerregendsten Aussagen von MontanaBlack war, dass Joyn angeblich versucht habe, „90 Prozent aller Creator“ in Deutschland abzuwerben. Diese Strategie hätte den deutschen Twitch-Markt nahezu leergefegt und einen radikalen Umbruch in der Streaming-Landschaft bewirken können. Einige Streamer sollen die Angebote tatsächlich angenommen haben, während andere – wie MontanaBlack – ablehnten.
Die Details der Verträge blieben zwar weitgehend geheim, doch die kolportierten Millionenbeträge und die Breite des Angriffs zeigen, dass Joyn ernsthaft daran interessiert war, Twitch den Rang abzulaufen. Der Plan scheiterte jedoch aus verschiedenen Gründen – möglicherweise, weil die Plattform letztlich nicht genug Vertrauen bei den Streamern gewinnen konnte.
Warum Joyn scheiterte
Die Gründe für das Scheitern der Joyn-Pläne sind vielfältig. Ein zentraler Faktor war offenbar die mangelnde Infrastruktur und Erfahrung im Bereich des Live-Streamings. Während Twitch seit Jahren als weltweit führende Plattform etabliert ist, hätte Joyn diesen Vorsprung in technischer und organisatorischer Hinsicht erst einmal aufholen müssen. Auch das Vertrauen der Zuschauer und Streamer spielt eine große Rolle: Die Community ist bei Twitch tief verwurzelt, und viele Streamer scheuen das Risiko, eine bewährte Plattform zu verlassen.
Darüber hinaus könnten strategische Fehler eine Rolle gespielt haben. Joyn hätte möglicherweise stärker auf langfristige Visionen und innovative Features setzen müssen, um Streamer zu überzeugen. Das bloße Werben mit Geld war offenbar nicht genug, um MontanaBlack und andere Größen der Szene zu einem Wechsel zu bewegen.
Was wäre, wenn?
Die Frage bleibt: Was wäre passiert, wenn Joyn erfolgreich gewesen wäre? Der deutsche Streaming-Markt hätte eine radikale Veränderung erlebt. Zuschauer hätten sich zwischen Twitch und Joyn entscheiden müssen, und es hätte möglicherweise eine stärkere Konkurrenzsituation gegeben, die Innovationen gefördert hätte. Doch gleichzeitig birgt ein solch radikaler Umbruch auch Risiken, sowohl für die Streamer als auch für die Zuschauer. Twitch hätte in Deutschland möglicherweise eine Schwächung erfahren, aber ob Joyn tatsächlich die hohen Erwartungen hätte erfüllen können, bleibt ungewiss.
Fazit: Twitch bleibt die Nummer eins
Der gescheiterte Angriff von Joyn zeigt, wie schwierig es ist, eine etablierte Plattform wie Twitch zu verdrängen. Obwohl die finanziellen Angebote beeindruckend waren, fehlte es Joyn an der Überzeugungskraft, die Community und die Streamer nachhaltig an sich zu binden. MontanaBlacks Entscheidung, ein 9-Millionen-Euro-Angebot auszuschlagen, unterstreicht, dass Erfolg im Streaming nicht nur vom Geld abhängt, sondern auch von Vertrauen, Stabilität und der richtigen Plattform.
Heute bleibt Twitch in Deutschland die unangefochtene Nummer eins im Live-Streaming, während Joyn sich wieder auf sein Kerngeschäft konzentriert. Der Fall zeigt aber auch, wie dynamisch die Welt des Streamings ist – und dass selbst die größten Plattformen ihre Stellung nie als selbstverständlich ansehen dürfen. Die nächste Herausforderung könnte jederzeit kommen.